Juliane Cäcilie von Ziegesar -später- Cäcilie von Werthem Beichlingen

Juliane Cäcilie von Ziegesar
-später-
Cäcilie von Werthem Beichlingen

Cäcilie wurde 1773 in Gotha geboren. Der Vater war Geheimer Rat am Gothaer Hof. Sie war die dritte von 7 Töchtern und soll wohl die Schönste gewesen sein. Goethe schrieb in einem Brief an den Herzog, „…dass er in Drakendorf war, um das Ziegesarsche Blut zu beschauen und die Dritte hätte ihm besonders in den Augen gestochen“. Es haben wohl nur ein Sohn und zwei Mädchen das Erwachsenenalter erreicht. ( Cäcilie, Sylvie und Anton)

Sie erhalten von ihren aufgeklärten Eltern von Hauslehrern eine, für Mädchen der damaligen Zeit, hervorragende Ausbildung.

Als 15 jährige wird sie 1788 mit dem 51 jährigen Reichsfreiherm Georg von Werthern – Frohndorf verlobt und 1789 verheiratet. Sie ist die zweite Frau des Barons.( siehe Amalia ( Emilie) von Münchhausen)

Der alte Ehemann ist ein halsstarriger Vertreter des Anciem Regime. Aufklärung ist für ihn wohl immer ein Fremdwort geblieben. Er war ein ausgesprochener Pferdenarr und „Lieb­haber der Weinflaschen“. Zwei Kinder entstammen dieser „ Kuppelehe“.( Ottobald Hans Carl und Luisa Clara)

Der Ehemann ist am Weimarer Hof Oberstallmeister; Kammerjunker und Kammerrat. Er ist auch einer der Obervormundschaftlichen Kammerjunker und Prinzenerzieher des jungen Herzogs Karl August. Somit wird die junge Ehefrau sehr schnell in den Freundeskreis der Herzogin Amalia , als Frau Kammerrat, aufgenommen und Charlotte von Stein gab dem jungen Paar ein großes Fest. In wie weit sie bei der Verkuppelung des ungleichen Paares eine Rolle spielte, könnte noch zu klären sein. Sie als erste Hofdame von Herzogin Amalia arangierte vieles im Umfeld der Herzogin. Ein „beschäftigter Vormund war der Herzogin bestimmt sehr genehm, da sie als Witwe und ihrem Freundeskreis schnell ins Gerede kommen konnte.

Wohl auf Grund ihrer aufgeklärten Erziehung blieb das Verhältnis Cäcilies zum Weimarer Hof etwas differenziert. Als Frau Kammerat durfte sie die Karriere ihres Mannes nicht gefährden und so schrieb sie zu Weimar: „ 1800…nach 11 Ehejahren….habe ich Weimar mit Tränen verlassen“ und „1815 Carl August ist ein Despot, Caspar von Geismar ist ein Patriot“ Auch zu Kotzebue äußert sie sich immer kritisch.

1800 stirbt ihr älterer Ehemann äußerst überraschend. Nach seinem Tode wird ihr erster dichterischer Versuch bekannt. Es ist das Gedicht „ Unter Pappeln“.

Ihre Kinder sind 6 und 12 Jahre alt. Sie stoppt sofort alle begonnen Baumaßnahmen am Schloß Frohndorf und wohnt dort in etwas ärmlichen Wirtschaftsgebäuden des abgerissenen, baufälligen, alten Schlosses. Den Werthern gehört zu jener Zeit auch eine Wohnung im Haus der Frau von Stein an der Ackerwand und somit ist Cäcilie doch noch hin und wieder am Weimarer Hof. Dort lernte sie den Dichter Heinrich von Kleist kennen. Der ehemalige Prinzenerzieher Wieland wollte ihn mit seiner Tochter in Oßmannstedt verkuppeln. Kleist war in einer ökonomisch äußerst schwierigen Situation und eine bemittelte Partnerin hätte vieles zum Besseren verändern können. Auch Cäcilie war von Kleist angetan und stellte sich ein leben an der Seite des Dichters gedanklich schon vor. Die Liebe soll aber nicht erwiedert worden sein, da Kleist den Frauen allgemein nicht sehr zugetan gewesen sein soll!?

Die enttäuschte Cäcilie wandte sich nun dem Sekretär Kleist’s, dem Kleistfreund Ludwig von Brockes( 1767- 1815), zu. Die Familie der Werthem gestattete eine Ehe der Beiden erst mit der Volljährigkeit der Kinder. Der Geliebte ging nun als Stadtschreiber nach Würzburg und Cäcilie zog die Kinder auf. Ihr Lebensmittelpunkt bleibt Frohndorf bis 1807. Reisen und längere Aufenthalte in Italien, Karlsbad, Gotha, Kassel…. zeigen, dass sie eine weltoffene, gebildete Frau ihrer Zeit war.

Die politischen Umstände der damaligen Zeit nimmt sie patriotisch wahr. Wir verdanken ihr einen umfassenden Bericht zur Franzosenzeit nach 1806 und Briefe an Freunde in denen sie die Hoffnung auf,, Auferstehung der Deutschheit und der Palme des Friedens wieder in unseren Fluren“ ausdrückt. Viele Größen im damaligen Weimar beziehen nicht so eindeutig Stellung gegen die Besatzer, auch Goethe nicht!

Der kinderlose Graf Jakob Friedemann von Werthern Beichlingen bestimmt Cäcilies Sohn Ottobald Hans Carl zu seinem Erben und Nachfolger und schenkt ihm das Schloß Großneuhausenl807.

Nun leben Cäcilie und die Kinder in Großneuhausen und widmeten viel Energie unserem Ort.Als Schriftstellerin und Redakteurin in der Frauenzeitschrift „ Iduna“ tadelt der weimarische Kanzler Müller die „Frau von Werthern und Neuhausen“ wegen ihrer „ nationalpatriotischen Einstellung“ mehrfach. Ein umfangreicher Briefwechsel in ihrer Hinterlassenschaft mit Goethe und Bertuch bestätigt diese Einstellung.

Die Kinder werden erwachsen. Der Sohn heiratet als Graf von Werthern und Beichlingen die Luise Amalie von Rotberg und die Tochter den englischen Lord Duke of Melford Earl of Perth Foundleroy. Ihr Sohn Cedric wird die Romangestalt „ Der kleine Lord“

1815 sind beide Kinder versorgt und Cäcilie könnte nun ihr Leben an der Seite von „Brockes“ gestalten. Sie reist nach Würzburg voller Freude und Erwartung, aber leider liegt Ihr zukünftiger Lebenspartner auf dem Sterbebett. Sie kann noch von Ihm Abschied nehmen und ihn bestatten lassen. Nun führt ihr Weg wieder zurück nach Großneuhausen.

Sie beobachtet das politische geschehen nach dem Wiener Kongress recht aufmerksam und erkennt, dass die Zukunftsideen der jungen „ Deutschen“ wieder von den Anhängern der Kleinstaaterei zertreten werden. In ihren Briefen und Publikationen bezieht sie klar Stellung für ein einiges Deutschland und für die Wiederständler gegen Napoleon und Metternich.

1820 erkärt sie deswegen der Weimarer Hof als „ Persona non grata“ Ihr Eintreten für den russischen Offizier Friedrich Caspar von Geismar und die Verurteilung Kotzebues als Verräter brachten ihr diese Bestrafung ein. (Von Geismar rettete Weimar nach der Völkerschlacht vor der Beschießung und sollte deswegen zum Ehrenbürger erklärt werden. Der Hof lehnte dies ab und Cäcilie prangerte in „ Scharade auf Geismar“ dies öffentlich an. Kotzebue war von dem Weimarer Student Sand als Spion der „ Heiligen Allianz“ ermordet worden. Metternich nutzte dies zum Verbot der Burschenschaften)

Dies in „ Ungnade fallen“ förderte ihre Aktivitäten für ein frühe Frauenbewegung. Ähnlich wie Sylvia von Brentano forderte sie die Gleichberechtigung der Frauen in allen Lebens. Als Anhängerin des Sömmerdaer Pädagogen Salzmann gilt ihr Augenmerk somit auch der Schulbildung der Mädchen. Als 1814 fast das ganze Dorf abgebrannt war beaufsichtigt sie mit der Gemeinde den Neubau der Knabenschule und die Reparatur derMädchenschule. Unter ihrer Leitung entwickelt sich die Mädchenchule zur Industrieschule.

Im Jahr ihres Todes wird dieser Name der Mädchenschule offiziell gegeben. Das Erwerben von Handarbeitstechniken, die einer Frau es ermöglichen, damit Geld zu verdienen, wird zum Hauptziel dieser Schulart. Die Töchter des Adjunkten Schenk übernehmen nach ihrem Tod die Schirmherrschaft über die Industrieschule.

1850 kommt die Schwester Sylvie Köthe ( geb. von Ziegesar) aus Allstedt nach

Großneuhausen und nimmt bis 1858 als Handarbeitslehrerin ihr Werk auf. Viele Frauen konnten Dank der Industrieschule nun zum Haushalt ihrer Familie beitragen.